14.09.2022

Im Gesundheitswesen darf nicht gespart werden!

Seit Jahren wird über eine flächendeckende kassenärztliche Versorgung geredet, während immer mehr sogenannte Wahlarztpraxen aus dem Boden schießen. Ob in der Stadt oder auf dem Land, es ist mittlerweile überall schwierig, überhaupt einen Termin in einer medizinischen Kassenpraxis zu bekommen.Seit Jahren wird über eine flächendeckende kassenärztliche Versorgung geredet, während immer mehr sogenannte Wahlarztpraxen aus dem Boden schießen. Ob in der Stadt oder auf dem Land, es ist mittlerweile überall schwierig, überhaupt einen Termin in einer medizinischen Kassenpraxis zu bekommen.Dazu muss erklärt werden, wer für welche Bereiche zuständig ist. Die Länder sind im Wesentlichen für die Krankenhäuser zuständig.  Die Krankenkassen wie zum Beispiel die Österreichische Gesundheitskasse sind für die HausärztInnen und die FachärztInnen zuständig. Bei ÄrztInnen mit Kassenvertrag muss man nichts bezahlen, sofern man krankenversichert ist (das sind in Österreich weit über 90 Prozent der Menschen). Die Krankenkassen schließen mit der Ärztekammer Verträge ab, in denen festgelegt ist, wieviel die Kassen den ÄrztInnen für eine bestimmte Leistung bezahlen müssen. Außerdem werden nur Leistungen bezahlt, deren Wirkung bewiesen ist.Und dann gibt es noch die Wahlarztpraxen.Was sind eigentlich WahlärztInnen? Es handelt sich einfach um eine Privatpraxis, die PatientInnen müssen bezahlen, was verlangt wird. Da gibt es keine Obergrenze. Es gibt da dieses „Märchen“, dass von der Krankenkasse 80 Prozent der Kosten rückerstattet werden. Es sind 80 Prozent einer Kassenleistung, vom Preis dieser Kassenleistung. Wenn also in einer Wahlarztpraxis eine Untersuchung gemacht wird und danach eine besondere Akupunktur, deren Wirkung nicht belegt ist, werden 80 Prozent nur für die Untersuchung rückerstattet. Und dann stellt sich die Frage, wieviel für die Untersuchung verrechnet wurde. Meist ist das deutlich mehr als die Kassenpraxis der Krankenkasse verrechnen darf und damit kann es sein, dass bei diesem Ordinationsbesuch 150 Euro zu bezahlen war und nur 7,90 Euro rückerstattet werden können.Es gibt mittlerweile wesentlich mehr WahlärztInnen als Kassenpraxen. Offensichtlich ist die Privatpraxis attraktiver. Man verdient wahrscheinlich mehr und hat nicht so viel Stress.Für die PatientInnen sind das keine guten Aussichten. Daher muss schnell etwas geschehen, damit sich mehr MedizinerInnen für die Kassenpraxis entscheiden. Im Burgenland wird jungen Menschen, die sich für einige Jahre für eine Kassenpraxis verpflichten, das Medizinstudium an einer Privatuniversität bezahlt. Ich halte das für eine gute Idee. Insgesamt muss die Kassenordination attraktiver werden. Gemeinschaftspraxen, Teilzeitmodelle, weniger Bürokratie sind nur einige Forderungen. Als junger Mensch tut man sich schwer, eine Ordination zu gründen. Riesige Kredite müssen aufgenommen werden. Daher gibt es in vielen Bundesländern Förderungen für Ordinationsgründungen. Eigentlich wäre es die Aufgabe der ÖGK, im Sinne der Versorgung der Versicherten attraktive Modelle für niedergelassene KassenärztInnen zu entwickeln. Doch da tut sich nichts. Obwohl die ÖGK für den niedergelassenen Bereich zuständig ist, müssen die einzelnen Bundesländer und Gemeinden viel Geld zur Unterstützung von neugegründeten Kassenordinationen bereitstellen. Die versprochene Patientenmilliarde war von Anfang an ein Hirngespinst. Heute ist es „amtlich“. Es wurde durch die Zusammenlegung der Gebietskrankenkasssen nichts eingespart, sondern noch viel mehr Geld ausgegeben (nicht für die PatientInnen). Wer glaubt, im Gesundheitswesen sparen zu wollen, schadet den Kranken. Das hat die Pandemie deutlich gezeigt. In Ländern mit kaputt gesparten Spitälern gibt es die meisten Toten. Dort, wo Spitäler privatisiert wurden, wird gewinnorientiert gearbeitet. Die Klinikleitung schreibt vor, wie lange jemand mit Lungenentzündung im Spital bleiben darf. Die PatientInnen stehen nicht im Mittelpunkt sondern der Gewinn.Daher muss das Gesundheitswesen eine öffentliche Aufgabe bleiben, denn Gesundheit und Pflege müssen für alle Menschen erreichbar sein, unabhängig von ihrem  Einkommen!

Ausgabe: 277 / 08.11.2024 / Gelecek Sayı / Nächste Ausgabe: 11.12.2024
Köşe Yazarları | Autoren
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