12.10.2022

Kollektivverträge

Alles wird immer teurer, vor allem Strom und Gas, Treibstoff, aber auch die Nahrungsmittel. Für die meisten Menschen wird es immer schwieriger, das Leben zu finanzieren. Alles wird immer teurer, vor allem Strom und Gas, Treibstoff, aber auch die Nahrungsmittel. Für die meisten Menschen wird es immer schwieriger, das Leben zu finanzieren. 
Wie jedes Jahr finden im Herbst die Kollektivvertragsverhandlungen zwischen Gewerkschaft und den Arbeitgebervertretern statt. Dabei geht es vor allem um die Höhe der Löhne und Gehälter.
Österreich und Frankreich haben die höchste Kollektivvertragsdeckungsquote in der EU. Das heißt, dass 98 Prozent der arbeitenden Menschen durch einen Kollektivvertrag geschützt sind. Ein Kollektivvertrag schützt die Arbeitnehmer vor Lohndumping und schafft gleiche Standards für die Unternehmen einer Branche. Eigentlich eine Win-win-Situation für beide Seiten. Man darf gespannt sein, wie die heurigen Verhandlungen vor dem Hintergrund der vielen Krisen ausgehen werden. Grundlage der Gespräche ist traditionell die durchschnittliche Inflationsrate der letzten zwölf Monate. Dieser Wert wird in der Regel von allen Verhandlungspartnern akzeptiert. Dazu kommen noch Parameter wie die Produktivitätsentwicklung und Gewinnentwicklung in der jeweiligen Sparte und auch der Gesamtwirtschaft. Vereinfacht formuliert geht es um ein faires Abkommen, das beide Seiten am wirtschaftlichen Ertrag beteiligt. Zum Beispiel war die Ertragslage der Metallindustrie im vergangenen Jahr sehr gut, daher ist die Forderung nach einem Anteil an den wirtschaftlichen Erfolgen der Branche gerechtfertigt. Die Arbeitnehmer wollen sich nicht mit einer Inflationsabgeltung abspeisen lassen, sie fordern eine nachhaltige Gehaltserhöhung. Nur so kann die Kaufkraft der Menschen erhalten bleiben. Daran müssen auch die Betriebe interessiert sein, denn wenn die große Masse der Bevölkerung sich nichts mehr leisten kann, dann können die Betriebe keine Gewinne mehr machen.
Kollektivverträge haben zusätzliche Bedeutung, weil hier Regelungen getroffen werden, die gesetzlich nicht verankert sind. Zum Beispiel das Urlaubsgeld und das Weihnachtsgeld. Das ist genauso nicht gesetzlich garantiert wie jährliche Gehaltserhöhungen. 
Die österreichischen Gewerkschaften schließen jährlich ca. 450 Kollektivverträge ab. Je mehr Mitglieder eine Gewerkschaft hat, desto besser sind die Kollektivverträge. Das ist eigentlich logisch. Je mehr Menschen hinter einer Forderung stehen, desto mehr Gewicht hat die Forderung. 
Das hat sich auch bei der großen Gewerkschaftsdemonstrationen am 17. September gezeigt. Zehntausende Menschen sind auf die Straße gegangen, um wirksame Maßnahmen gegen die Preisexplosion bei Energie, Sprit und Lebensmitteln zu fordern. Weil einmalige Zahlungen sind viel zu wenig. Die hohe Inflation hängt nicht nur mit dem kriegsbedingten Energiepreisanstieg zusammen. Die Preise steigen auch deshalb, weil viele Unternehmen im Windschatten des Inflationsanstiegs die Preise überdimensional erhöhen, um ihre Gewinne zu steigern. Die Gewerkschaft fordert daher, dass solche „Übergewinne“ besteuert werden sollen und mit diesem Geld der Bevölkerung geholfen wird. Zahlreiche EU-Länder heben bereits solche Steuern ein, in Österreich leider nicht. 
Ich bin froh, dass es mittlerweile eine breite Allianz aus Gewerkschaft, NGO`s, SPÖ, Arbeiterkammer und vielen, vielen Menschen gibt, die für eine wirkungsvolle, gerechte und vor allem soziale Lösung der Teuerungskrise eintritt.

Ausgabe: 277 / 08.11.2024 / Gelecek Sayı / Nächste Ausgabe: 11.12.2024
Köşe Yazarları | Autoren
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